IN VIA Landesverband Bayern
IN VIA Bayern e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Notprogramm in vielen Bahnhofsmissionen

München/Bayern. „Wir lassen die Hilfebedürftigen nicht alleine“ – nach dieser Maxime bemühen sich die bayerischen Bahnhofsmissionen derzeit, ein Hilfeangebot für Obdachlose und Notleidende aufrechtzuerhalten – soweit dies möglich ist. Allerdings mussten auch sie wegen des Coronavirus ihr Angebot stark einschränken. Standorte wie Kempten und Ingolstadt haben sogar ganz geschlossen, da sie vor allem Reisende unterstützen und hier derzeit keine Nachfrage besteht. Allein die Hilfeeinrichtung in München ist noch rund um die Uhr geöffnet. Sie ist Teil des sozialen Notversorgungsprogramms der Stadt München.

 

„Die Versorgung einerseits so gut wie möglich aufrecht zu erhalten, andererseits für die Sicherheit von Helfenden und Hilfesuchenden zu sorgen, das ist ein Spagat, der kreative Lösungen und eine tägliche Neubewertung der Lage in den Einrichtungen vor Ort erfordert“, so Hedwig Gappa-Langer von der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen in Bayern und zuständige Referentin beim Landesverband IN VIA Bayern.

Die Angebote der Bahnhofsmissionen stützen sich auf das Engagement von rund 400 Ehrenamtlichen in Bayern. „Viele von ihnen gehören zu den Risikogruppen“, ergänzt ihr evangelischer Kollege vom Diakonischen Werk Bayern, Harald Keiser. Manche Bahnhofsmissionen haben daher die Ehrenamtlichen gebeten zuhause zu bleiben. „Wer sich trotzdem engagieren möchte, macht dies in enger Abstimmung mit den Verantwortlichen vor Ort. Es gibt zum Teil auch Aufgaben im Hintergrund, die sie übernehmen können, zum Beispiel Telefondienst von daheim aus.“

Mit abgepackten Lebensmitteln und dem empfohlenen Abstand versorgen die Einrichtungen derzeit noch die Hilfesuchende mit dem Nötigsten – bei deutlich reduzierten Öffnungszeiten und meist am Fenster oder an der Türe. Einen Aufenthalt in ihren Räumen bieten die Bahnhofsmissionen derzeit nicht. Daneben gibt es in der Regel eine Notfalltelefonnummer an der Eingangstür, über die Mitarbeitende für Gespräche oder eine Beratung zur Verfügung stehen sowie eine ausgehängte Liste anderer Einrichtungen, die eine Notversorgung anbieten.

Eine Übernachtung ist weiterhin in Würzburg möglich mit zwei Not-Übernachtungsplätzen für Frauen und ihre Kinder – in getrennten Räumen. Auch der Schutzraum für Frauen in der Münchner Bahnhofsmission ist weiterhin geöffnet. Regensburg hat die Übernachtungsmöglichkeit eingestellt.

Reisehilfen finden momentan nur in äußersten Ausnahmefällen statt. Reisebegleitungen mit „Bahnhofsmission Mobil“ sowie „Kids in Tour“, dem Begleitdienst für alleinreisende Kinder, sind bis auf weiteres eingestellt.

Unklar ist, wie es weitergeht, wenn eine Ausgangssperre verhängt wird. „Wir hoffen sehr, dass es hier für Bedürftige Ausnahmen gibt, die sich keine Lebensmittel kaufen können. Einrichtungen vor Ort sind hier in Gesprächen mit den Gesundheitsämtern, um dies zu klären“, erläutert Hedwig Gappa-Langer.

Rund 400 Ehrenamtliche und gut 40 hauptberufliche Mitarbeitende sind in den 13 bayerischen Bahnhofsmissionen im Einsatz, um ihren Mitmenschen in sozialen Notlagen oder beim Bahnreisen zu helfen. Mehr als 280 000 Kontakte mit Hilfesuchenden zählten die größtenteils ökumenisch geführten Einrichtungen in Bayern im vergangenen Jahr. Viele der Gäste sind in sozialen Schwierigkeiten, leiden unter Armut, Einsamkeit, Schulden oder psychischen Problemen. In Bayern tauschen sich die Bahnhofsmissionen in der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen aus. Dies organisieren der Caritas-Fachverband IN VIA Bayern e.V. sowie die Diakonie Bayern.