IN VIA Landesverband Bayern
IN VIA Bayern e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Mehr Unterstützung für Ehrenamtskoordination gefordert

Ohne Freiwillige geht es nicht: Die Ehrenamtsbeauftragte Eva Gottstein (zweite von rechts) informierte sich über die Arbeit der bayerischen Bahnhofmissionen. Mit im Bild (von links) Adelheid Utters-Adam, Hedwig Gappa-Langer und Bettina Spahn. Foto: Bahnhofsmission München

München. Die Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Eva Gottstein, besuchte am Donnerstag, 16. Juli, die Bahnhofsmission München am Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs. „Die Bahnhofsmissionen haben in der Lock-Down-Phase der Corona-Pandemie durch ihr ‚Da-Sein‘ ein starkes Zeichen gesetzt“, zollte Gottstein ihren Respekt. Gerade in der Corona-Krise zeige sich, dass „Vor-Ort-Präsenz in vielen Bereichen des Ehrenamts auch weiterhin unabdingbar“ sei.

Die Bedeutung der Bahnhofsmission steige stetig. „Allein im Juni 2020 hatten wir in München über 20.000 Kontakte zu verzeichnen. Das sind doppelt so viele als im Juni vergangenen Jahres“, legte Bettina Spahn, Leiterin der Katholischen Bahnhofsmission München, dar. Die von IN VIA München e.V. und dem Evangelischen Hilfswerk München gGmbH gemeinschaftlich getragene Anlaufstelle auf Gleis 11 des Münchner Hauptbahnhofs bietet 24 Stunden am Tag kostenlose Unterstützung für Hilfesuchende. Mit knapp 160 Mitarbeitenden, davon um die 140 ehrenamtlich aktiv, ist die Bahnhofsmission mit persönlicher, diskreter Beratung für alle Menschen da und unterstützt Bahnreisende beim Ein-, Aus- oder Umsteigen. Sie biete auch einen nächtlichen Schutzraum für Frauen, wo täglich bis zu fünf Frauen mit ihren Kindern übernachteten, berichtete Bettina Spahn.

Die Bahnhofsmissionen in Bayern hätten in der Corona-Pandemie als erste und vielerorts auch die letzte Anlaufstelle für Menschen in Not Großartiges geleistet, sagte die Landesvorsitzende von IN VIA Bayern, Adelheid Utters-Adam. IN VIA ist der katholische Träger der Bahnhofsmissionen in Bayern, die meist ökumenische geführt werden. Diese extrem herausfordernden Zeiten hätten auch Auswirkungen auf das Ehrenamt gehabt, so die Landesvorsitzende. Denn ein Großteil der bayernweit 350 Ehrenamtlichen wurde mit Beginn des Lockdown gebeten, zunächst zu Hause zu bleiben: Viele gehören zur altersbedingten Risikogruppe. Aber. „Es ist gelungen, für die älteren Ehrenamtlichen sehr schnell junge Menschen zu finden, die deren Dienst übernommen haben.“ Für den Einsatz von Ehrenamtlichen forderte sie eine bessere finanzielle Ausstattung der Bahnhofsmissionen, damit Personal für die hauptberufliche Ehrenamtskoordination und eine bessere Ausbildung und Begleitung eingestellt werden könne.

Hedwig Gappa-Langer, Referentin von IN VIA Bayern, bezeichnete die Bahnhofsmissionen als „Seismographen für gesellschaftliche Entwicklungen“ und fügte hinzu: „Ohne das Herzblut, ganz gleich ob von Haupt- oder Ehrenamtlichen, gäbe es in Bayern keine Bahnhofsmissionen mehr.“ Eine in diesem Jahr erstellte Studie zeige, dass sich bei den Bahnhofsmissionen im Vergleich mit dem gesamten ehrenamtlichen Engagement viele ältere Personen, viele Frauen und viele jüngere Leute engagieren, so Gappa-Langer. Sie leisteten in ganz Bayern 1.100 Stunden pro Woche, im Jahr etwa 57.000 Stunden.