IN VIA Landesverband Bayern
IN VIA Bayern e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Bahnhofsmissionen: Hilfe für die Helfenden

Ingolstadt/München. Manche sind unruhig, andere aggressiv. Oder völlig in sich gekehrt. Viele Gäste, die in den bayerischen Bahnhofsmissionen Hilfe suchen, zeigen psychische Auffälligkeiten. Das macht es oftmals schwer, mit ihnen in Kontakt zu kommen, ihnen konkret zu helfen oder sie an Facheinrichtungen weiterzuvermitteln. Wie kann man am besten mit ihnen umgehen, wie sie unterstützen? Um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden, bietet der Fachverband IN VIA Bayern für die kirchlichen Bahnhofsmissionen regelmäßig Fortbildungen für die ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden an - gefördert aus Mitteln des Bayerischen Sozialministeriums.

Ohne Wohnung und Arbeit, Familie und soziales Umfeld sind viele Gäste psychisch schwer belastet. Oftmals leiden sie zudem unter Suchterkrankungen. Die Zahlen steigen vor allem in den Bahnhofsmissionen an kleineren Standorten (außerhalb Münchens) seit Jahren: 2014 zählten sie rund 21.000 Kontakte zu Menschen mit psychischen Auffälligkeiten oder Suchterkrankungen, 2018 waren es mit fast 40.000 nahezu doppelt so viele. In der Bahnhofsmission München drehen sich konstant gut 20.000 Besucherkontakte pro Jahr in irgendeiner Form um Menschen mit derartigen Problemen. Das bedeutet auf ganz Bayern gesehen, dass inzwischen fast jeder vierte Gast psychisch belastet ist.

„Der Umgang mit Betroffenen wird seit Jahren zu einer immer anspruchsvolleren Aufgabe für die überwiegend ehrenamtlichen Mitarbeitenden“, so Hedwig Gappa-Langer, Referentin für die bayerischen Bahnhofsmissionen beim katholischen Caritas-Fachverband IN VIA Bayern. „Und dabei wird es immer schwieriger, sie an entsprechende Facheinrichtungen weiterzuvermitteln, so dass die Bahnhofsmissionen für sie oft der letzte Anker sind.“ Praxisfortbildungen wie jüngst in Ingolstadt sind daher in kürzester Zeit ausgebucht.

„Für die Mitarbeitenden in den Bahnhofsmissionen ist es nicht entscheidend wie das Krankheitsbild genannt wird, sondern vor allem wie sie einen Zugang zu den Betroffenen finden, Vertrauen aufbauen und an Fachstellen weitervermitteln können“, weiß Anja Rapp, Referentin des jüngsten Seminars im Januar in Ingolstadt. In Fallbesprechungen, Rollenspielen und lebhaften Diskussionen versuchte sie, den Teilnehmenden praxisnahe Methoden zu vermitteln.

Gleichzeitig stellte Rapp klar: „Wir müssen auch anerkennen: Manche Menschen stellen uns vor zu große Herausforderungen – dies gilt auch für die Profis auf dem Gebiet.“ Ein Trost für die Teilnehmenden. Denn genau der Wunsch, allen helfen zu können, bringt die Ehrenamtlichen oft an ihre Grenzen.

Seit 2018 organisiert IN VIA Bayern für die Arbeitsgemeinschaft regelmäßig Fortbildungen zum Umgang mit psychisch auffälligen Menschen. Seither haben rund 120 Ehrenamtliche daran teilgenommen – viele weitere stehen auf der Warteliste.

„Wir sind sehr froh, dass es diese Angebote direkt vor unserer Haustüre gibt“, betont Heike Bergmann, hauptamtliche Mitarbeitende der Bahnhofsmission Ingolstadt, „das erleichtert uns die Arbeit sehr. Gerade wenn wir merken, dass unsere Ehrenamtlichen und auch wir nicht weiter wissen, geben uns derart themenbezogene Fortbildungen Sicherheit für unsere Arbeit.“ Wegen der großen Nachfrage wird die Schulungsreihe 2020 fortgesetzt. (Text: abi)