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Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Die Unsichtbaren sichtbar gemacht

„Geschichten von der Wanderbank“ bis 1. November in der Augsburger Stadtbücherei

Ausstellung Wanderbank in Augsburg2Augsburg. Bücher, (Wander)Bank und Bahnhofsmission: In der Stadtbücherei Augsburg am Ernst-Reuter-Platz treffen gerade ganz unterschiedliche Welten aufeinander. Dafür sorgt die Ausstellung „Geschichten von der Wanderbank - Impressionen zum Hören, Sehen und Erleben“ der Arbeitsgemeinschaft der kirchlichen Bahnhofsmissionen. Auf zahlreichen Fotos und in Audioaufnahmen werden die Menschen in den Mittelpunkt gerückt, die sonst kaum wahrgenommen werden, weil sie am Rande der Gesellschaft stehen. Ihnen gibt die Ausstellung ein Gesicht und ihren Geschichten ein Forum.

 

Die schlichte Bank war schon an vielen bayerischen Bahnhöfen zu Gast, um Reisenden, Passanten, Rast- und Heimatlosen inmitten des Trubels einen Ruheplatz zu bieten. Dabei waren die „Geschichtensammlerin“ Christiane Huber und ihre Künstlerkollegin Sanne Kurz - beauftragt von IN VIA Bayern e.V. und gefördert durch das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Wer sich zu ihnen setzen wollte, setzte sich. Wer erzählen wollte, erzählte. Wer die Ruhe suchte, ruhte sich einfach nur aus. Es gab keinen Zwang.
Genau das ist auch das Prinzip der von Diakonie und Caritas ökumenisch geführten Bahnhofsmission in Augsburg, das Pfarrer Fritz Graßmann, Theologischer Vorstand der Diakonie Augsburg, so schätzt. „Die Botschaft der Bank lautet ganz einfach: Ich nehme Dich so wie Du bist“, so Graßmann, der bei der Ausstellungseröffnung auch für den Trägerpartner Caritas sprach, „das Kunstprojekt verdichtet auf kreative Weise die Arbeit der Bahnhofsmissionen: es schafft einen Rast- und Haltepunkt im ruhelosen Alltag, einen Ort an dem mir geholfen wird.“ In einer Zeit, in der Einsamkeit zu den häufigsten Krankheiten zähle, sei es umso wichtiger, „Auge und Ohr zu sein für einen Menschen“, ihn wahrzunehmen.

Christiane Huber hörte viele Stunden zu, protokollierte wortgenau – und las jetzt aus ihren Aufzeichnungen. Sie trug Geschichten vor, die das Leben schreibt: Rührend und berührend, manchmal banal oder unglaublich, Happyend nicht ausgeschlossen. Wie bei der Pendlerin, die in Augsburg extra zu Christiane Huber auf die Wanderbank kam und sich überlegte, irgendwann, wenn es die Zeit zulässt, sich in der Bahnhofsmission zu engagieren. Und tatsächlich: Beim für Huber überraschenden Wiedersehen in der Stadtbücherei stellte sie sich als Ehrenamtliche in der Augsburger Bahnhofsmission vor.

Hier wie in den anderen bayerischen Bahnhofsmissionen geht’s nicht ohne die freiwillig Mitarbeitenden. Was aber bewegt die Ehrenamtlichen zu ihrem nicht immer einfachen Dienst. Einige von Ihnen nahmen – neben hauptamtlich Mitarbeitenden – auf der Wanderbank Platz und bestätigten, dass gerade die Vielfalt der Gäste und der Aufgaben die Arbeit so spannend macht. Und dass sie von Herzen gerne „ihre“ Zeit für andere geben.

„Glücklich, die Bahnhofsmission im Bahnhof zu haben“, zeigte sich Bernhard Christ, Leiter des Augsburger Bahnhofsmanagements: „Sie ist ein wichtiges Bindeglied in der Reisekette und beginnt dort, wo wir am Ende unserer Möglichkeiten oder einfach überfordert sind.“

Zu sehen ist die Ausstellung mit ihren Stelen, Fotos und der Hörstation bis zum 1. November.
(Text und Foto: Annette Bieber/IN VIA Bayern e.V.)