IN VIA Landesverband Bayern
IN VIA Bayern e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Engagement auf der Höhe der Zeit

Staatssekretärin Anna Stolz zu Besuch im Haus St. Lioba. V. l.: Anna Stolz, Angelika Blenk (Geschäftsführerin IN VIA Würzburg e.V.), Caritasdirektorin Pia Theresia Franke (Beirätin IN VIA Würzburg e.V.), Dagmar Reinhart (Vorstand IN VIA Würzburg e.V.), Caroline Manderbach (Leiterin Haus St. Lioba), Angelika Issing (Vorstand IN VIA Würzburg e.V.), Stadträtin Judith Jörg (Beirätin IN VIA Würzburg e.V.) Foto: Sebastian Schoknecht

Würzburg. Anna Stolz (Freie Wähler), Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, besuchte das Haus St. Lioba, eine Einrichtung des Vereins IN VIA Würzburg für Mädchen und junge Frauen.

„Wir freuen uns sehr und sind dankbar, dass Sie sich die Zeit nehmen, das Haus St. Lioba und die Arbeit von IN VIA Würzburg kennenzulernen“, begrüßte Angelika Issing im Namen des Verstandes und der anwesenden Mitarbeiterinnen der Einrichtung den hohen Besuch aus München. Der Einladung zum Gespräch folgten auch Caritasdirektorin Pia Theresia Franke und Stadträtin Judith Jörg, die zugleich Mitglieder des Beirates von IN VIA sind.

Sie sei gerne nach Würzburg und damit in ihre unterfränkische Heimat gekommen, entgegnete Staatssekretärin Anna Stolz. „Ich bin gespannt auf unseren Austausch“, sagte sie auch mit Blick auf die große Gruppe der Schülerinnen, die ebenfalls zu diesem außergewöhnlichen Treffen zu Corona-Zeiten im großen Saal des Hauses St. Lioba zugegen war.

IN VIA – Ein Verband mit hohem Engagement

Angelika Blenk, Geschäftsführerin des traditionsreichen Fachverbandes unter dem Dach der Caritas, vermittelte einen Einblick in die vielseitige Arbeit von „IN VIA – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit“, wie der Verein ganz offiziell heiße. IN VIA habe in Bayern unter anderem die Trägerschaft für Bahnhofsmissionen, begleite Frauen mit Migrationshintergrund, koordiniere das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ), kümmere sich um minderjährige Mädchen mit Fluchterfahrung und trage den großen Bereich des Jugendwohnens. „Wir begleiten hier Mädchen und junge Frauen im Übergang von der Schule ins Berufsleben“, erläuterte Blenk. Da sei der Name „IN VIA – Auf dem Weg“ gleichsam Programm. „Seit Jahrzehnten arbeiten wir bedarfsgerecht und zielführend und schreiben ‚Bildung‘ dabei ganz groß.“ Als kleiner Verein könne man schnell auf Neues reagieren. „Unser Nachteil sind oftmals die begrenzten finanziellen Möglichkeiten“, so die Geschäftsführerin.

„Wir brauchen einen Rettungsschirm“

„Corona ist auch für unser Haus St. Lioba eine große Herausforderung. Über Wochen hinweg waren die Schulen geschlossen und standen die Zimmer hier leer; dann haben wir Mehrbettzimmer nur einzeln belegen dürfen“, erläuterte Blenk die Situation. Nun sei man dankbar für den Weg zu mehr Normalität, schaue aber auf ein großes finanzielles Defizit. „Wir sehen die Bemühungen der Staatsregierung in vielen Bereichen und haben doch den Eindruck, dass die Jugendhilfe und das Jugendwohnen noch auf einen Rettungsschirm warten müssten.“ Sie spreche nicht allein für das Haus St. Lioba, sondern für das Jugendwohnen in Bayern insgesamt. „Da geht es um 80 Einrichtungen. Viele davon in Trägerschaft von IN VIA.“ Ohne Hilfe, da sei sie sich sicher, stünden einige vor dem Aus.
„Ich nehme das Anliegen ins Ministerium und in die Staatsregierung mit“, sicherte Stolz zu. „Wir werden das im Kabinett auf jeden Fall besprechen.“

Lebendiger Austausch

Stolz lud anschließend die anwesenden Berufsschülerinnen und Auszubildenden zum offenen Gespräch ein. „Wie geht es ihnen hier im Haus? Welchen Eindruck haben Sie von ihren Berufsschulen in diesen Zeiten?“ Anna Stolz erwies sich als aufmerksame Zuhörerin, beantwortete die viele Fragen der jungen Leute und sicherte immer wieder zu, konkrete Anliegen weiter zu bedenken und zu bearbeiten. „Wir haben uns mit der Lage arrangiert“, meinte eine Schülerin. Eine andere mache sich Sorgen, ob die Schule auf Sparflamme auch noch die nötigen Grundlagen vermittle, damit die Ausbildung erfolgreich weitergehen könne.
„In den Berufsschulen wird gerade Großartiges geleistet“, lobte die Staatssekretärin und dankte auch den Schülerinnen, die die Konzepte in Ausnahmezeiten mittrügen. Ministerium und Regierung müssten im Wochenrhythmus gut abwägen zwischen dem nötigen Gesundheitsschutz und dem hohen Gut Bildung. „Wir wollen ab September wieder Normalität in allen Schulen, aber eine Glaskugel gibt es in München nicht. Wir orientieren uns an den Infektionszahlen.“ Gemeinsam hoffe man auf mehr Lockerungen, um insbesondere die Eltern mehr zu entlasten.

Ein Haus mit Seele

Gerade jetzt sei die Gemeinschaft im Haus von unschätzbarem Wert, sagte eine Schülerin. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, meinte eine Kollegin. Die Möglichkeit, im St. Lioba wohnen zu können, erspare ihr sehr lange Fahrzeiten und schaffe Raum für gutes Lernen. „Wir haben hier so viele unterschiedliche Mädchen und Gruppen, dass das Zusammenleben eine echte Bereicherung ist“, unterstrich eine weitere Mitstreiterin.
Sichtlich beeindruckt zeigte sich Staatssekretärin Stolz als sie erfuhr, dass neben den Schülerinnen auch unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und Mädchen mit besonderem Unterstützungsbedarf im Haus eine Heimat hätten und das multikulturelle Miteinander im Alltag gedeihlich sei und funktioniere.

Zum Abschluss ein Ausblick

Leider sei ein Rundgang durchs Haus nicht möglich, weil es ein strenges Hygienekonzept gebe, meinte Caroline Manderbach, Leiterin der Einrichtung, und lud stattdessen ein, den großen Gebäudekomplex am Berliner Ring zumindest von außen zu besichtigen. „Im Herbst werden wir mit Umbaumaßnahmen beginnen. Wir brauchen mehr Barrierefreiheit und planen eine Umgestaltung, um niederschwellige Angebote machen zu können.“ Stolz zeigte sich überzeugt vom Konzept der Einrichtung und sicherte bei Bedarf ihre Unterstützung zu. „Es ist gut, das gesehen und miteinander gesprochen zu haben.“

Mit herzlichem Applaus und einer IN VIA-Tasche voller Informationen wurde Staatssekretärin Anna Stolz verabschiedet.

(Text: Sebastian Schoknecht)