IN VIA Landesverband Bayern
IN VIA Bayern e.V.
Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit

Übergang von der Schule in den Beruf glätten

Freiburg/Berlin. Anfang August startet in den meisten Bundesländern das neue Ausbildungsjahr. Über 162.000 Bewerberinnen und Bewerber haben laut Bundesagentur für Arbeit noch keinen Ausbildungsplatz gefunden, gleichzeitig sind 193.000 Ausbildungsplätze bislang unbesetzt, schreiben der Deutsche Caritasverband (DCV) und sein Fachverband IN VIA Deutschland in einer Presseerklärung vom 2. August. Die beiden Verbände fordern mehr Unterstützungs- und Förderangebote am Übergang von der Schule in den Beruf, um diese Lücke zu schließen.


Weiter heißt es: "Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen ist ebenso wie die der Bewerber*innen insgesamt rückläufig und Angebot und Nachfrage kommen nicht zusammen. Das ist schon seit Jahren der Fall, die Pandemie hat die Wege zur Ausbildung nun zusätzlich erschwert. Weder Schulen noch Arbeitsagenturen konnten im Schuljahr 2020/21 die jungen Menschen in gewohnter Weise bei der Berufsorientierung unterstützen. Auf der Strecke bleiben ohnehin benachteiligte Jugendliche mit schlechteren Startchancen.
Corona hat Situation verschärft
'Benachteiligte Jugendliche sind die größten Verliererinnen und Verlierer auf dem Ausbildungsmarkt. Die Erfahrungen in den Caritas-Einrichtungen zeigen, dass sich durch die Corona-Pandemie die Situation für diese Jugendlichen weiter verschärft hat. Sie konnten sich in den zurückliegenden Monaten des Homeschooling häufig nicht ausreichend auf einen Abschluss vorbereiten und diesen nicht mit gutem Ergebnis bestehen. Ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind trotz offener Ausbildungsstellen nicht gut', so Marion Paar, Generalsekretärin von IN VIA Deutschland.
Seit Beginn der Pandemie sind nicht wenige Schülerinnen und Schüler und Teilnehmende in Förderangeboten im Übergangssystem schlichtweg verloren gegangen, weil die direkte Ansprache in face-to-face-Begegnungen lange nicht möglich war.
Wenn ein guter Schulabschluss und niedrigschwellige Angebote der Berufsorientierung fehlen, sinken die Chancen auf einen Ausbildungsplatz. Fehlende Zukunftsperspektiven können leicht zu Rückzug und Verzweiflung führen.
Mobile Beratungsangebote, assistierte Ausbildung
'Aufsuchende Jugendsozialarbeit ist heute wichtiger denn je und sie ist besonders erfolgreich, weil sie immer wieder neu innovative Wege beschreitet,' erklärt Eva Welskop-Deffaa, Vorstand Fach- und Sozialpolitik des Deutschen Caritasverbandes. 'Wo das Jobcenter geschlossen oder die Barrieren für den Besuch einer Beratungsstelle groß sind, können mobile Beratungsangebote wie der Kölner Digi-Bus der Caritas auch abgekoppelte Jugendliche in ihrem Lebensraum erreichen. Wenn junge Menschen jetzt keinen Anschluss halten, besteht die Gefahr, dass sie dauerhaft außen vorbleiben', so Welskop-Deffaa.
Der Deutsche Caritasverband und IN VIA fordern Arbeitgeber auf, Jugendlichen mit schlechten Schulnoten eine Chance zu geben, und unterstützen sie beim gemeinsamen Ausbildungsstart. Gleichzeitig sehen sie die Länder und die Bundesagentur für Arbeit in der Pflicht, Angebote der Berufsorientierung und Berufsvorbereitung auszubauen. Um Jugendliche und Ausbildungsbetriebe während der Ausbildung zu unterstützen, müssen Angebote der assistierten Ausbildung ausgeweitet werden. Mit der assistierten Ausbildung können Auszubildende und Betriebe eine individuelle Begleitung und Förderung sowie Lernhilfen erhalten.
Die Verbände appellieren dringend an alle Verantwortlichen, gemeinsam zu verhindern, dass Jugendliche nach den belastenden Monaten des schulischen Lockdowns nun an der Schwelle zur Ausbildung erneut abgehängt werden.
Mehr Informationen
Die Caritas und IN VIA setzen sich an vielen Standorten für die Ausbildung benachteiligter Jugendlicher ein, zum Beispiel in München mit dem Projekt WIB zur beruflichen Integration junger Geflüchteter, in Hagen mit der assistierten Ausbildung oder zusammen mit dem Jobcenter in Köln mit dem mobilen Beratungscafé 'Chancen geben'."