Fachtag „Gemeinsam gegen Loverboys"
München/Nürnberg. Die digitale Kontaktaufnahme im Zusammenhang mit sexueller Ausbeutung Minderjähriger nimmt seit Jahren deutlich zu. Cybergrooming, digitale Loverboy-Strategien und sexualisierte Gewalt im Netz stellen Fachpraxis, Ermittlungsbehörden und Kinderschutz vor neue, komplexe Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund lädt das bei der Fachberatungsstelle JADWIGA angesiedelte Projekt „Gemeinsam gegen Loverboys“ am Donnerstag, 4. Dezember 2025, zu einer hochkarätig besetzten Fachveranstaltung in den Münchner Justizpalast ein.
Aktuelle Analysen des Bundeskriminalamts zeigen, dass die Erstansprache in über einem Viertel der Menschenhandelsfälle digital erfolgt; bei minderjährigen Betroffenen geschieht die Anwerbung in mehr als jedem dritten Fall über das Internet. Expert*innen gehen von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Sogenannte „Loverboys“ sind Täter, die minderjährige und oft sehr junge Frauen über eine vorgetäuschte Liebesbeziehung in die Zwangsprostitution bringen. Aktuell lief ein Prozess in Nürnberg: https://www.br.de/nachrichten/bayern/frauen-zur-prostitution-gezwungen-loverboy-vor-gericht,
„Digitale Plattformen sind längst ein zentraler Tatort“, betont die Projektkoordination von JADWIGA, Diana Sachon. „Gleichzeitig wächst die Unsicherheit vieler Fachkräfte: Wie erkennt man frühe Anzeichen? Wie spricht man Jugendliche an? Und welche digitalen Spuren sind für Beratung und Ermittlungen relevant?“. JADWIGA ist ein Projekt der ökumenischen gGmbH »STOP dem Frauenhandel«, deren Gesellschafter IN VIA Bayern e.V. und der Landesverein für Internationale Jugendarbeit e.V. sind.
Der Fachtag nimmt diese Fragen in den Mittelpunkt. Vorgestellt werden Erkenntnisse aus drei Jahren Projektarbeit, aktuelle Entwicklungen im Bereich der Loverboy-Methode, Good-Practice-Ansätze sowie Perspektiven aus Beratung, Jugendschutz, Kriminalistik, digitaler Forensik und internationalem Opferschutz. Expert*innen von jugendschutz.net, dem Bundeskriminalamt, ECPAT Deutschland, KOK, der Forensik-IT sowie dem Betroffenenbeirat geben Einblicke in Trends, Herausforderungen und notwendige Maßnahmen.
Gefördert wird das Projekt seit 2022 durch das Bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Ziel ist es, durch Aufklärung, Vernetzung und Qualifizierung einen Beitrag zur Prävention sexueller Ausbeutung und Menschenhandel zu leisten – insbesondere im Kontext der Loverboy-Methode.
Die Veranstaltung richtet sich an Fachkräfte aus Jugendhilfe, Bildung, Beratung, Strafverfolgung, Politik und Zivilgesellschaft.
Die Teilnahme ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich.
Termin:
4. Dezember 2025, 12 bis 16.30 Uhr
Justizpalast München, Prielmayerstraße 7
Anmeldung: https://eveeno.com/320438391